100 Jahre Volksbank Günzburg

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Magazin "Einblicke" Ausgabe 2023

Im Jahr 1967 wurde folgender Text zur Geschichte der Volksbank Günzburg geschrieben, der Verfasser ist unbekannt:

Am Ende der Inflation, Ende 1923, war kein Kreditinstitut in der Lage, den Handwerkern, der Kleinindustrie, dem Handel und den Bauern Kapital zum Wiederaufbau zu geben. Die Billionen-Bilanz auf Reichsmark umgeteilt zeigte eine voll ausgeblutete Wirtschaft. Weitsichtige Geschäftsleute und Bauern aus Stadt und Kreis Günzburg sahen, dass hier nur der genossenschaftliche Zusammenschluss zur gemeinsamen Kapitalbeschaffung und Annahme von Spargeldern zum Aufbau der mittelständigen Kreise dienen konnte. Man erinnerte sich des großen Gründers der deutschen gewerblichen Genossenschaften, des sächsischen Richters Hermann Schulze aus Delitzsch und seines Aufrufes an den Mittelstand in schwerer wirtschaftlicher Notzeit um 1850, dem Beginn des Industrie-zeitalters, zusammenzustehen und ohne staatliche Hilfe nach dem Grundsatz "Einer für Alle – Alle für Einen" zu arbeiten. Selbstverwaltung, Selbsthilfe und Selbstverantwortung sollten die Leitsterne sein.

Es trafen sich nun am 29.12.1923 im Gasthof zur "Münz" in Günzburg angesehene Günzburger Bürger, einberufen von dem Fotogeschäftsinhaber Schultheiß, einem für die Belange der Öffentlichkeit sehr aufgeschlossenem Mann, um die Gewerbe- und Landwirtschaftsbank eGmbH in Günzburg zu gründen.

Nach dem Gründungsprotokoll, verfasst von dem Bürstenmachermeister und Kaufmann Ludwig Strehle, sollen Selbsthilfe und Unabhängigkeit von anderen Banken das Ziel der Gründung der Genossenschaft sein. 67 Mitglieder traten sofort bei. Voll Schwung und Idealismus begann das Werk

In seinem Haus am Bürgermeister-Landmann-Platz stellte Herr Schultheiß kostenlos zwei Zimmer mit Büroeinrichtung und Telefon zur Verfügung, damit die Arbeit und der Aufbau beginnen konnten. Ein Herr Schnierzhauer wurde am 4.2.1924 als Geschäftsführer bestellt. Alsbald begann auch ein sehr lebhaftes Kreditgeschäft. Die erste Generalversammlung wurde am 15.3.1925 abgehalten. Nach Herrn Schnierzhauer übernahm ca. 1930 Herr Adolf Rottmayer die Leitung der Bank. Nach seinem frühen Tode, im Juli 1931, überbrückte die Zeit bis zum 5.7.1932 Herr Hans Baumgärtner. Dann übernahm Her Hermann Keller die Geschäftsführung. – Das Entgegenkommen von Herrn Schultheiß konnte nicht dauernd beansprucht werden. Die Bank fand zwei Mieträume im Hause Bautz, am Marktplatz Nr. 1. Dort blieb sie, bis im November 1950 das in der Augsburgerstraße neugebaute Bankgebäude mit 6 Wohnungen bezogen werden konnte. Am 21.10.1936 wurde der Beschluss gefasst, Zweigstellen in Leipheim und Offingen zu eröffnen. – Die Bilanzen zeigen, trotz großer Konkurrenz, eine stete Entwicklung. Die Bilanzsumme überschritt 1967 die 10-Millionengrenze und der Geldumschlag betrug 235 Mio. – Nach zwei Kriegen und wirtschaftlichem Aufbau hatte die Bank starke Bewährungs- und Belastungsproben abzulegen. Durch die Treue der Mitglieder und Kunden, auf dem Fundament gegenseitigen Vertrauens, konnte die Volksbank vielen Bürgern in finanziellen Notlagen helfen und mit Rat und Tat dienen. –Anno 1967–