VR-Bank Donau Mindel empfing zum 7. LandwirtschaftsAbend

"Ein Bauer muss auch ein Unternehmer sein und kalkulieren"

Der siebte LandwirtschaftsAbend war wieder ein Anziehungsmagnet für die Agrarkunden und Mitglieder der VR-Bank Donau-Mindel eG. Im BVS-Bildungszentrum in Lauingen wurde der informative Abend genutzt, um Verbindungen zu pflegen und Meinungen auszutauschen. Hauptrednerin des Abends war Ulrike Müller, Mitglied des Europäischen Parlaments (MdEP), Freie Wähler und aktive Bäuerin. „Ein Bauer muss auch ein Unternehmer sein und kalkulieren“, war eine klare Botschaft von Frau Müller während ihres Vortrages, bei dem Sie über aktuelle Themen und ihre Arbeit im Parlament berichtete.


Vorstand Alexander Jall begrüßte die Anwesenden und informierte hierbei kurz über markante berufliche Stationen von Frau Müller.

Weiter hob er die Bedeutung und den Wert des gemeinschaftlichen Zusammenwirkens hervor. Dabei verknüpfte Jall den 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Vordenker der Genossenschaftsidee und deren Wichtigkeit bis heute. „In einer Hungerszeit in Deutschland kam es 1846 zu Missernten und einer kaum vorstellbaren Not. Damals, als Bürgermeister des 250-Seelen-Dorfes Weyerbusch, gründete Raiffeisen mit einigen Bauern, die noch etwas Geld hatten, einen "Brodverein". Sie kauften Korn in großen Mengen, bekamen dadurch einen günstigen Preis und bauten ein Backhaus. Das Brot kostete künftig nur noch die Hälfte und auch die ganz Armen konnten sich wieder satt essen."

Mit dieser kurzen Geschichte zeigte Jall die Geburtsstunde der Genossenschaft auf. „Gerade im landwirtschaftlichen Sektor findet man viele Formen von Genossenschaften die sehr lebendig zeigen, wie erfolgreich Gemeinschaft wirtschaftet", betonte Jall und fand dabei die uneingeschränkte Zustimmung von Frau Müller, die sich selbst als Verfechterin von Genossenschaften zeigte.

„In der Landwirtschaft arbeiten meist mehrere Generationen zusammen. Die Nachfolge wird geregelt und es ist unumgänglich, schon frühzeitig an die Altersvorsorge zu denken", mit dieser überleitenden Aussage übergab Jall das Wort an den Vorsorge-Spezialisten der R + V, Rainer Schach.

Dieser zeichnete in einem Kurzvortrag die Tücken der landwirtschaftlichen Altersvorsorge auf. Zugleich informierte er über Möglichkeiten einer Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung exklusiv für Mitglieder des Bayerischen Bauernverbandes. "Grabe den Brunnen bevor du Durst hast" - Schach zitierte das chinesische Sprichwort und empfahl eine individuelle Beratung bei der VR-Bank zu diesem wichtigen Thema.

Anschließend fesselte Ulrike Müller die Zuhörer. „Ich bin mit Freude aktive Bäuerin und wollte nie in die Politik", eröffnete Frau Müller mit einer natürlichen Herzlichkeit ihren Vortrag. Unter dem Leitgedanken "Starkes Bayern im Herzen eines Europas der Regionen" gab die Rednerin einen umfassenden Einblick in ihre parlamentarische Arbeit. Nochmals betonte sie ihre aktive Tätigkeit als Bäuerin in ihrem Familienbetrieb im Oberallgäu und damit den praktischen Bezug zur Landwirtschaft. „Ich kenne die Anforderungen und Probleme, die täglich bei unserer Arbeit auftreten. Bei meinen parlamentarischen Aufgaben kann ich diese Themen optimal im Interesse der Landwirtschaft aufzeigen und verhandeln", versicherte Müller. Sie hob dabei die Wichtigkeit Europas in der Gemeinschaft und die Individualität Deutschlands in der Agrarpolitik hervor.

„Deutschland lebt vom Handel und der Wirtschaft" betonte Müller und bemängelte dabei, dass in unserem Land oft über die Vorgaben aus Brüssel hinaus strengere Umsetzungen vollzogen würden. „Bei der Bevölkerung steht dadurch immer Brüssel am Pranger", untermauerte sie ihre Aussage. „Dies erschwere unnötigerweise manches Thema in der Umsetzung und Ausführung".

Zum Thema Tierwohl traf Müller die überzeugende Aussage: „Egal ob Bienen, Fischzucht, Schafe, Ziegen oder die Bekämpfung des Wolfes -  Europa muss mehr hinschauen. Grenzüberschreitende Tiertransporte sind nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen aus tierethischer Sicht viel mehr erreichen." Auch beim Breitbandausbau "müsse Bayern noch kräftig nachlegen und den ländlichen Raum stärken", forderte Müller.

Im weiteren Verlauf gab sie den Zuhörern einen Überblick zum aktuellen Beratungsstand zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020 und den direkten Verhandlungen mit dem Agrarkommissar Phil Hogan. Frau Müller informierte über Kürzungsabsichten von Fördergeldern in der ersten Säule von bis zur vier Milliarden Euro.

Die Landwirtschaft ernährt die Menschen, schützt die Umwelt, verbessert das Tierwohl und schafft Arbeitsplätze – und das in der gesamten Europäischen Union. Mit diesen Gedanken lud MdEP Ulrike Müller alle Interessierten zu einer bevorstehenden Veranstaltung am 23. März in Herrsching mit dem Titel "Zukunft der gemeinsamen Agrarpolitik" ein.

Ein spannender und informativer Vortragsteil wurde mit einer Fragerunde an Frau Müller abgeschlossen, die Armin Dauser, stellvertretender Leiter der Firmenkundenbank, moderierte. Mit einer Einladung ins Foyer zu Nachgesprächen und einem Imbiss bedankte sich Dauser bei allen Zuhörern und Mitwirkenden. So fand der Abend in genossenschaftlicher Gemeinschaft seinen gemütlichen Ausklang.

 

(v.l. Armin Dauser, stv. Leiter Firmenkunden, Matthias Kraus, Firmenkundenberater, Ingo Eberhardt, Vorstand, Ulrike Müller, MdEP, Michael Klotz, Firmenkundenberater, Vera Feustle, Vorsitzende des Aufsichtsrates, Rainer Schach, R + V, Alexander Jall, Vorstand)